Liebe Mitglieder dieses Forum, unser Landesverband hat sich inzwischen dafür entschieden, die Zwangsbehandlung bei Menschen, die nicht mehr klar denken können (Einsichtsunfähigkeit) und sich gesundheitlich schwer selbst schädigen, abzulehnen. Ich habe mich mehr oder weniger überzeugen lassen und vertrete diese Meinung inzwischen auch nach außen. In Gesprächen mit Psychiatern kommen mir aber immer wieder Zweifel. Zum Beispiel, wenn eine Frau in der Psychose ihr Insulin ablehnt. Oder eine Patientin in der Psychose immer an der Grenze ist, auf andere PatientInnen loszugehen, dies aber nicht tut. Oder eine Patientin immer wieder in der Psychose Kot an die Wände schmiert. Oder eine Patientin aus Angst vergiftet zu werden (und sehr darunter leidet), längere Zeit die Nahrung verweigert. Ich weiß, es gibt auch da Argumente, dass keine Zwangsbehandlung stattfinden darf. Und der Chefarzt Dr. Zinkler aus Heidenheim sagt, dass er seit es keine gesetzliche Grundlage für Zwangsbehandlung gibt, auch ohne diese auskommt. Aber trotzdem ist das meines Erachten ein schwieriges Thema. Was sagt ihr dazu? Viele Grüße Rainer
über Johannes Bischoff bekam ich den Brief von Dr.Zinkler zu lesen. Kann man ihn hier veröffentlichen, denn er ist für mich eine echte Diskussionsgrundlage. Die Beispiele, die du schilderst, sind Angstreaktionen. Zu fragen wäre, ob sie in einer entängstigenden Psychiatrie a)überhaupt auftreten oder b)anders in den Griff zu bekommen sind.
Liebe Helene, schon vor 2 Jahren war sich die MV des LVPEBW einig, dass es bei optimalen Bedingungen möglich wäre jeder Zwangsbehandlung zu vermeiden. Aber wo sind die Bedingungen schon optimal? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass bei jeder meiner Fixierungen eine Unsicherheit bleibt, ob diese nicht doch zu vermeiden gewesen wären. Den Brief von Dr. Zinkler werde ich demnächst an die LVPEBW-Mitglieder mailen, danke für den Tipp. Herzliche Grüße Rainer
Auf http://www.youtube.com/watch?feature=pla...v=fez-u-I0sI8#! gibt es eine Videodokumentation des Vortrags auf dem Selbsthilfetag des Landesverbands Psychiatrieerfahrener Baden-Württemberg am 10.12.2011 in Stuttgart über Zwang und Gewalt in der Psychiatrie. In seinem Vortrag vergleicht Dr. med. Martin Zinkler die Zwangsmaßnahmen in der deutschen Psychiatrie mit denen in England.